Die Freiheit kam aus der Hüfte

In ihrem Buch »Vergnügen in Besatzungszeiten« zeigt die junge Historikerin Lena Rudeck, wie stark die Populärkultur der Westalliierten das Täterland Deutschland verändert hat.

Ich schrieb einen kleinen Text über Rudecks materialsatte Recherche, ab übermorgen, Samstag,29.7., ist er in der neuen wochentaz zu lesen, auf S. 13 in der Rubrik »Politisches Buch« – hier auch online.

Im Mittelpunkt von Rudecks Recherche stehen die Soldatenclubs, die Briten, Franzosen und Amerikaner nach 1945 hierzulande unterhielten und zu denen nach und nach auch Germans Zutritt erhielten. Vor allem für »gut gebildete Frauen mit eigenem Einkommen« (Zitat Rudeck), für Studentinnen, Verkäuferinnen, Sekretärinnen waren jene Clubs attraktiv – für Singuläre Frauen also.

»Die deutsche Frau raucht nicht« – hatte es eine Handvoll Jahre zuvor noch auf Nazi-Plakaten in deutschen Gaststätten geheißen.

»Für eine Schachtel Lucky Strike, da macht sie ihre Beine breit« – so lautete nach ’45 eine verbreitete Schmährede gegen »Tommy-Liebchen« und »Ami-Huren«.

Streng durchleuchteten die Westallierten Musiker und Gäste auf deren Nazi-Vergangenheit.Das »Orchester Erik Ackermann« aus Sindelfingen erhielt Auftrittsverbot, weil mehrere Mitglieder der SA und der NSDAP angehört hatten, erfährt man bei Lena Rudeck. Die von der Gestapo verfolgte »Harlem Club«-Combo des halbjüdischen Jazz-Musikers Carlo Bohländer hingegen durfte im »Tivoli« in Frankfurt/Main gern auftreten.

Über Carlo Bohlaender gibt es eine schöne Doku (2015), von Elisabeth Ok, Titel »Carlo keep swinging«, der Trailer ist bei Youtube zu sehen.