Hardcover Eichborn 2011
Taschenbuch Suhrkamp 2018
»Um sechs Uhr dreißig stand ich auf, duschte, putzte meine Zähne, zog irgendetwas an und verließ gegen sieben Uhr fünfzehn das Haus. Es war so weit: Statt zur Bank fuhr ich zur Arge. Erst jetzt, pleite und verängstigt, begriff ich: Neoliberaler als ich konnte man sein Leben kaum führen – obgleich ich mit dem Neoliberalismus doch nie etwas zu tun haben wollte.«
Zehntausende einst hoffnungsvoll gestartete Freelancer sind über die nuller Jahre zu traurigen Tagelöhnern geworden. Manche haben die ersten Not-Runden beim Amt gedreht, mit Doktortitel, Fachabitur oder respektabler Ausbildung im Rücken. Von der Utopie einer pluralisierten, offenen Gesellschaft ist unterdessen nicht viel übrig geblieben. Statusangst verdirbt die Laune, schürt das Misstrauen.
In »Echtleben« beschreibt und analysiert Katja Kullmann schonungslos die eigene Lage und die ihrer Generation samt den neoliberalen Versprechungen.
Pressestimmen
»,Echtleben‘ ist ein wichtiges soziologisches, politisches Buch, das man immer amüsiert liest und das manchmal zum Lachen reizt, obwohl es eigentlich eine traurige Geschichte erzählt. Es (rechnet) die individuellen Kosten eines politischen Schwindels vor« Nils Minkmar, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
»Katja Kullmann rechnet mit den schönen Lebenslügen der freien Kreativen ab. Ihre Hartz-IV-Phase ist nur ein Element im Gesamtszenario schwankender Existenz. […] Ein aktuelles, dringend zu empfehlendes Buch« Ursula März, Die Zeit
»Unter freien Kulturschaffenden zieht die soziale Herkunft eine harte Grenze, sie schafft eine Zwei-Klassen-Bohème, wie Kullmann in ihrem sehr gelungenen Buch eindringlich analysiert« Alexander Schimmelbusch, Welt
»Eigentlich ist das Buch die Antwort auf ,Wir nennen es Arbeit‘, das Jubel-Manifest der Berlin-Mitte-Schönredner. Es vermittelt einen Eindruck davon, wie vielfältig die Formen der Armut heute sind und hinter welchen modischen Fassaden sie sich versteckt. Katja Kullmann veranschaulicht präzise, wie belastend der ständige Zwang zur Selbstoptimierung ist. ,Echtleben‘ ist ein wichtiges Buch […] nüchtern und unverklärt« Nina Scholz, Jungle World
»Ihre feinen Beobachtungen aus dieser Welt der vermeintlich glücklichen Selbstausbeuter gießt die studierte Soziologin Kullmann in eine ebenso feine, geradezu poetische Sprache. (…) Katja Kullmann hat mit dieser Geschichte der Gegenwart ein wütendes, ein politisches Buch geschrieben. […] Ein wunderbar humorvoll und intelligent formulierter Weckruf« Julia Eikmann, Deutschlandfunk Kultur
»Es ist eine furiose Selbst-, Fremd- und Rundumbezichtigung, die Katja Kullmann in ,Echtleben‘ macht. Und so bleibt einem das Buch, obwohl süffig und hochspannend zu lesen, erst einmal wie ein harter Brocken Realität im Hals stecken. […] Ein trauriges Statement. Und ein großes« Simone Meier, Tages-Anzeiger (Zürich)
»Was das Buch so angenehm macht, ist seine Offenheit und seine Ironie. Diese webt die Autorin elegant in die geschilderten Grausamkeiten und kalten Fakten. […] Hier wird Dichtung und Wahrheit untersucht, wobei sich eine unterschwellige Melancholie, mitunter verzweifelte Fröhlichkeit offenbart. […] Nie taucht eine Spur Bemühen auf, kein Versuch, den Anschein von Neutralität, Objektivität, Abgeklärtheit und Distanziertheit zu erwecken. Eher Zweifel, schöne Wortreihen und böse Gedanken« Wolfgang Müller („Die tödliche Doris“), Junge Welt
»Katja Kullmanns Buch wird überall empfohlen und bejubelt. Zu Recht. Es ist eine spannend zu lesende Sozialdiagnose über ein bildungsstarkes Milieu, das nun auf dem Boden der Tatsachen angekommen ist. Sie schreibt sehr ehrlich, auch wenn ihr Buch Teil dessen ist, was sie kritisiert, und sie zu den Gewinnern gehört, zumindest im Moment. Es gibt ausgesprochen lustige Passagen und viele, die traurig stimmen« Bernd Hüttner, Neues Deutschland
»In ,Echtleben‘ erzählt Kullmann von ihrer rasanten beruflichen Achterbahnfahrt. Es ist eine Geschichte stellvertretend für viele. […] ,Post-Angestellte‘ nennt Katja Kullmann den neuen Typus des freien Dienstleisters. Ironischerweise träumt der immer häufiger von einer gesicherten beruflichen Existenz wie es sie in der alten Bundesrepublik beim ,gelben Riesen‘ einmal gab« Jobst-Ulrich Brand, Focus
»Diesmal kein Generationen-Buch, eher ein Epochen-Buch: punktgenau und vergnüglich, die deutsche Antwort auf Stéphane Hessel, nur jünger, konkreter, origineller« Luzia Braun, ZDF Aspekte
»Den schönen Traum vom lässigen Arbeitsleben der digitalen Bohème spült die 40jährige Autorin den Abfluss hinunter. […] Wir wollen uns die Autorin wie eine moderne Holly Golightly vorstellen, die sich weniger für die Juwelen bei Tiffany’s interessiert und mehr für die Haltungen und Werte unserer Zeit« Jürgen Ziemer, Rolling Stone
»Heute sind aus [bohemienhaften Unternehmer-Farcen] viele kleine Tragödien geworden. Die Lumpenkapitalisten sind heute meistens nur noch arm, aber nicht mehr sexy. […] Es ist nötig, dass wieder Solidarität geübt und für eine Vebesserung der Arbeitsverhältnisse gestritten wird« Jan Füchtjohann, Süddeutsche Zeitung
»Kullmann hat ihre Analyse der Arbeitswelt für die etwas angegrauten ,Neuen Erwachsenen‘ wie einen soziologischen Thriller geschrieben. Sie schont sich in ihrer geschliffen formulierten Ursachenforschung selbst am wenigsten. […] Kullmanns ,Echtleben‘ ist aus nächster Nähe beobachtet, messerscharf analysiert und in große, oft beängstigende Zusammenhänge gesetzt« Angelika Hager, Profil (Wien)
»,Echtleben‘ wühlt auf. Kullmanns Buch ist keine leichte Kost, es ist zuweilen sogar sehr frustrierend. Vor allem Angehörige der sogenannten kreativen Berufe werden beim Lesen immer wieder die Faust ballen. […] Eindringlich, bewegend« Andrea Barthelmes, dpa
»Das Nervende an Generationenbüchern ist ja, dass sie eine Generation ausrufen (Umhängetasche / X / Golf). Umso interessanter ist es, dass ausgerechnet ein Buch, das erst gar nicht den Versuch unternimmt, solch ein ,Wir‘ zu behaupten, einem verbreiteten Lebensgefühl so nahekommt« Der Spiegel