Radio: Schwärmen von Ruth Rehmanns Roman „Illusionen“ von 1959

Dieser Roman ist wirklich ein Klopper: »Illusionen« von Ruth Rehmann (1922-2016) – erstmals 1959 im Suhrkamp Verlag erschienen (siehe dunkelblaues Cover auf dem Foto) – im Sommer 2022 im kleinen, feinen Aviva Verlag neu aufgelegt, juhu, wie wunderbar, dass er wieder erhältlich ist!

„Ruth Rehmann war die unbekannteste unter den bekannten Schriftstellern (sic!) der Bundesrepublik“ – so formulierte es der frühere Hanser-Verleger Michael Krüger 2016 in seinem Nachruf auf Rehmann. Tatsächlich: Auch ich hatte ihren Namen nie wahrgenommen, bis ich 2018, zwei Jahre nach ihrem Tod, über Umwege auf sie stieß, bei meinen Recherchen zur
»Singulären Frau« – in der ich aus schierer Begeisterung schließlich sogar 2x aus Rehmanns „Illusionen“ zitiere.

Rehmann entwirft in »Illusionen« Frauenfiguren von Anfang 20 bis über 60, die alle als Angestellte im gleichen Betrieb arbeiten. Ein männlicher Angestellter, Mitte/Ende 30, gehört ebenfalls zum Kernpersonal des Romans. Man lernt viel über die aufstrebende westdeutsche Mittelschicht jener Tage – und schnell musste ich an einen von Rehmanns Zeitgnossen denken: den ebenfalls von mir verehrten Wolfgang Koeppen. Und daran, dass es wirklich ein Skandal war bzw ist – dass Schriftstellerinnen stets als »weniger wichtig« betrachtet wurden und dadurch viel schneller in Vergessenheit gerieten als ihre männlichen Kollegen.

Über lange Strecken ihres Lebens alleinstehend – viel reisend (z.B. nach Algerien) – viel schreibend (7 Romane, 4 Erzählungen, x Hörspiele) – politisch engagiert (Die Grünen) – »originell und sehr scharfsinnig« – »eine bescheidene, wache, kluge Frau« – »Sie hatte kein leichtes Leben, machte es sich aber auch nicht leicht.« (O-Töne Küger) – eine Singuläre Frau in her own rights also.

Heute Abend hatte ich das Vergnügen, in der freundlichen Literatursendung »Die Literaturgenten« auf RadioEins ein paar Minuten von Rehmanns »Illusionen« zu schwärmen – hier ist der Podcast – Datum 19.2. – ab Minute 35 bis ca. Minute 45. Das Wichtigste erfahren Sie dort schon mal. Am besten lesen Sie den Roman dann aber gleich selbst – ist wirklich großartig, trust me.